Der 1897 geborene Rudolf Schmid und der 1904 geborene Hermann Schmid hatten nach heutigen Maßstäben keine leichte Kindheit. Der Vater sah es als selbstverständlich an, dass sie nach der Schule im Geschäft mithalfen. Josef Schmid, geboren 1858, hatte im Jahr 1899 einen Buch- und Zeitschriftenvertrieb in der Silberburgstraße 123 gegründet, den er allein führte. Die Aufgabe der Söhne war zum Beispiel, abends Werbematerialien in Gaststätten zu verteilen.
Beide Brüder absolvierten anfangs eine Ausbildung, bevor sie in den väterlichen Betrieb mit einstiegen. So unterstützte Hermann Schmid nach einer Feinmechanikerlehre bei der Firma Bosch das Geschäft mit seinem Gesellenlohn und übernahm die Werbung der Kunden in den Abendstunden. Als Josef Schmid 1924 verstarb, führte sein Sohn Hermann das Unternehmen weiter und kümmerte sich intensiv um den Außendienst. Ende des Jahres 1924 wurde auch sein älterer Bruder Rudolf Schmid, gelernter Bank- und Versicherungskaufmann, Teilhaber und übernahm die kaufmännischen Aufgaben. Er brachte zudem die Versicherungssparte mit ein: Zunächst wurden die Versicherungen noch in Kombination mit Zeitschriftenabonnements angeboten, später richteten die Brüder eine Generalagentur für drei namhafte Versicherungen, der Stuttgarter Versicherung, der Nürnberger Versicherungen und der HanseMerkur ein.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich das Unternehmen äußerst erfolgreich: 1959, im Jahr des 60-jährigen Bestehens, wurde ein großer Neubau in der Immenhofer Straße 22 eingeweiht, der bis heute Firmensitz ist. Mitte der siebziger Jahre arbeiteten über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Unternehmen. Das berufliche Erfolgsrezept von Rudolf Schmid und Hermann Schmid war ihr großes unternehmerisches Können, ihre profunde Erfahrung und ihr enormer Fleiß. Die Brüder Rudolf und Hermann Schmid verkörperten alles, was einen echten Schwaben ausmacht: Unternehmergeist, Fleiß und Sparsamkeit. Sie waren das, was man hierzulande „arge Schaffer“ nennt. Aus größter Überzeugung lebten sie sehr bescheiden und hielten ihr Vermögen nicht nur eisern zusammen, sondern mehrten es nach Kräften.
Nachdem Hermann Schmid 1992 und Rudolf Schmid 1994 verstorben waren, hätte niemand auch nur annähernd geahnt, was das Testament der beiden Brüder und Unternehmer vorsah: Inspiriert von Industriellen wie Robert Bosch hatten sie sich für die Einrichtung einer Stiftung – der Rudolf Schmid und Hermann Schmid Stiftung – entschieden, deren Mittel die Situation ihrer Stuttgarter Mitmenschen verbessern sollten.
Oben links:
Abfahrt zum Betriebsausflug der Firma Rudolf und Hermann Schmid am Schlossplatz Ende der 50er Jahre
Oben rechts:
Packraum der Firma Rudolf und Hermann Schmid für den Zeitschriftenversand Anfang der 60er Jahre